Das sollte man ja gar nicht verraten

Also, ich hatte es ja erwähnt, dass ich mich, mit einigen zähen Kapiteln, messen musste und mich nun, wie nach schweißtreibendem, langwierigem Treppenaufstieg fröhlich und beschwingt, auf dem Weg nach unten befinde, wo bei „nach unten“ nicht als „abwärts“ zu verstehen ist, sondern als „auf dem Weg ins Freie“.
Es ist nicht neu, dass sich dies als Irrtum erweisen kann und ich in 14 Tagen erkläre, dass alles wieder zäh und dramatisch ist, aber man gönne mir meine naive Unbeschwertheit, in Anbetracht des Papierbrockens, der vor mir liegt – wir sprechen aktuell von Seite 110 von 1064 – sei mir dies gegönnt.

Es ist aber nicht nur so, dass ich einige Plotknoten lösen konnte. Es ist tatsächlich ein bisschen beschämend, weshalb ich den nächsten Kapiteln fröhlich entgegen sehe.
Warum?
Weil eine meiner Lieblingsfiguren darin die Hauptrolle spielt.

Ja, ich gebe es zu. Ich, man (= der Autor an sich), mag – trotz allen Bemühens – manche Figuren des Ensembles mehr, als andere. Das hat gar nichts damit zu tun, ob die Figur zu den Guten oder den Bösen gehört. Es gibt tolle Bösewichte. Ich habe die Joe-Geschichten gerne geschrieben, nicht weil ich einen Menschen, wie Joe gut finde, sondern weil er stimmig und spannend ist.

Die Sympathie zur Figur, ist eine heikle Tatsache. Ich gehe so weit zu behaupten, wenn einem die Figur gar nicht liegt, muss man sie rausschmeißen. Das merkt sonst der Leser. Aber Sympathien, die lassen sich, wie im richtigen Leben, nicht verhindern. Die Sympathie darf nur nicht zur Verklärung führen.

Ich kenne kein langes Buches, bei welchem ich nicht „Längen“ gespürt hätte. Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass die betreffenden Autoren die „Länge“ auch gespürt haben. Das ist verzeihlich, wenn es der Gesamt-Entwicklung dient.
Thomas Mann langweilt immer auf den ersten 100 Seiten. Bei „Lotte in Weimar“ waren 95 % für mich mühsam zu lesen, aber auf den letzten Seiten, im fiktiven Dialog zwischen Lotte und Goethe, entspannt sich so eine wundervolle, vielschichtige Tiefe zwischen den Figuren, dass ich jede „Länge“ davor vergessen habe.

Manche „Längen“ sind Plot bezogen, manche Figuren bezogen (bei „Game of Thrones“ gut zu beobachten).
Bei den Figuren behaupte ich, hat das damit zu tun, dass auch der Autor mit ihr nicht ganz glücklich war. Aber er wusste, ohne sie geht es nicht. Wie vermutlich jeder Rektor in einer stillen Stunde denkt: „Wäre ich nur alle Mathe-Lehrer los“, um dann einzusehen: „Ohne die geht es nicht.“

Somit befinde ich mich nun in der erfreulichen Position einen gordischen Plotknoten gelöst zu haben und ich kann zudem mit einer Lieblingsfigur weitermachen 🙂
Es sei nur am Rande erwähnt, dass, im realen Leben, dies ein bedauernswertes Synonym für den, mich befremdenden Begriff, „Lieblingsmensch“ ist.

Kommt gut ins Wochenende 🙂

PGF

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